02.01.2014  |  von ROLF SPRENGER  |

Waldshut-Tiengen Islamische Gläubige fegen Tiengen sauber

Waldshut-Tiengen –  Jedes Jahr nach Silvester engagieren sich besondere Heinzelmännchen in Tiengen: Angehörige einer islamischen Glaubensgemeinschaft putzen am Neujahrsmorgen die Innenstadt.

 

Zahlreiche Mitglieder der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft beteiligten sich am jährlichen Neujahrsputz in Tiengen. Zweiter von rechts Vorsitzender Imran Ahmed Basharat, Fünfter von rechts Organisator Zia Quamar.  Bild: Sprenger

Zahlreiche Mitglieder der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft beteiligten sich am jährlichen Neujahrsputz in Tiengen. Zweiter von rechts Vorsitzender Imran Ahmed Basharat, Fünfter von rechts Organisator Zia Quamar. Bild: Sprenger

Fleißig mit dem Besen zeigte sich auch der zwölfjährige Pakistani Mussawar Ul Haq. Der Junge: „Ich mache das gerne, auch um meine Dankbarkeit zu zeigen, dass ich so gut in Deutschland aufgenommen wurde.“

Fleißig mit dem Besen zeigte sich auch der zwölfjährige Pakistani Mussawar Ul Haq. Der Junge: „Ich mache das gerne, auch um meine Dankbarkeit zu zeigen, dass ich so gut in Deutschland aufgenommen wurde.“

Seit nunmehr zehn Jahren greifen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat am Neujahrsmorgen in Tiengen zu Besen und Schaufel. So trafen sich am Mittwochfrüh 35 Mitglieder, um die Innenstadt erneut von den Resten der nächtlichen Silvesterfestlichkeiten zu befreien.

Der Glaubensgemeinschaft gehören in Waldshut-Tiengen Einwanderer aus unterschiedlichsten Ländern an. Stark vertreten sind Indien und Pakistan, doch auch Menschen aus anderen asiatischen Ländern und aus arabischen Regionen sind vertreten.

Der Tag beginnt bereits um 6 Uhr früh mit dem Morgengebet. Es folgt ein gemeinsames Frühstück und eine kurze Einstimmung auf die ehrenamtliche Arbeit. Die Idee für diese Aktion entspricht den Idealen der Glaubensgemeinschaft. Der Pakistani Rana Khalid Parviz etwa sagt: „Wir wollen zeigen, dass wir uns integrieren können und wollen. Außerdem entspricht es unserer Religionsgemeinschaft Gutes zu Tun für die Allgemeinheit.“

In der religiösen Welt spielt die Gemeinschaft Muslim Jamaat (AMJ) eine besondere Rolle. 1889 in Indien gegründet, stellt sie nach eigenen Angaben mit Millionen von Mitgliedern in über 204 Ländern weltweit die größte Vereinigung unter den organisierten Muslimen dar. In den einzelnen islamischen Staaten ist sie dennoch eine Minderheit.

Laut eigenen Angaben finanziert die AMJ sich ausschließlich durch Spenden ihrer Mitglieder und ist die am schnellsten wachsende islamische Reformbewegung der heutigen Zeit. Ihr Hauptsitz befindet sich aktuell in London. „Liebe für Alle, Hass für Keinen!“ lautet das Motto der Glaubensgemeinschaft.

Die Gemeinde von Waldshut-Tiengen hat knapp hundert Mitglieder. Vorsitzender Imran Ahmed Basharat freut sich, dass sich inzwischen auch immer mehr deutschstämmige Menschen zum Dialog mit seinen Mitbrüdern treffen. Die AMJ sei sehr weltoffen, erläutert der Pakistani: „Es darf in der Religion keine Fragen geben, die man nicht stellen darf.“

Er wies auf mangelnde Glaubensfreiheit in vielen islamischen Ländern hin und verurteilte islamistisches, aber auch anderes extremistisches Gedankengut.

Das Engagement der Mitglieder zeigte sich auch im Tempo und in der Begeisterung, mit der die Putzaktion durchgeführt wurde. Mancher Tiengener dürfte auch dieses Mal seinen Augen nicht getraut haben, als er die blitzblank gesäuberte Innenstadt am Neujahrsmorgen erblickte.

Organisator Zia Quamar und Vorsitzender Imran Ahmed Basharat: „Wir laden auch deutsche Mitbürger zur Kommunikation ein, um die herrschenden Vorurteile abzubauen und um sich gegenseitig besser zu verstehen.“

Quelle:

Südkurier