Putzen statt böllern: Islamischer Verein räumt am Neujahrsmorgen auf
Silvester schön und gut, wenn nur der ganze Müll an Neujahr nicht wäre. Mitglieder eines islamischen Vereins rückten wieder zum Saubermachen an.
YASEMIN GÜRTANYEL |
Raketen in die Luft geschossen und Böller gezündet hat der 21-jährige Student Tanvir Ahmad in der Silvesternacht nicht. Trotzdem hat er sich mit rund einem Dutzend Mitglieder der islamischen Gemeinde „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ am Neujahrsmorgen um 8 Uhr getroffen, um den Unrat zu beseitigen, der auf dem Söflinger Klosterhof liegen geblieben ist. Mit Müllsäcken, Besen und Greifgabeln bewaffnet arbeiten sie sich durch die Überbleibsel von Silvester im Besonderen und der Zivilisation im Allgemeinen, etwa Zigarettenkippen.
„Der Glaube lehrt uns, Gott und den Menschen zu dienen“, erklärt Ahmad, daher seien sie bereits zum zweiten Mal an Neujahr unterwegs, um Müll zu sammeln, dieses Jahr außer in Söflingen auch auf dem Wiblinger Marktplatz und in Ehingen.
Die „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ ist eine islamische Reformbewegung, die ihren Ursprung in Indien hat – und wegen einiger Abweichungen in der muslimischen Welt oft auf Ablehnung stößt. In Pakistan etwa würden sie nicht als Muslime anerkannt, sagt Ahmad. Seine Eltern sind daher in den 90er Jahren nach Deutschland ausgewandert.
Rund 100 Mitglieder hat die Gemeinde in Ulm, ihnen sei daran gelegen sich zu integrieren und ein positives Bild vom Islam zu zeigen, sagt Ahmad. „In den Medien ist ja oft nur von Terror und Gewalt die Rede, wir wollen zeigen, was der Islam wirklich bedeutet.“ Sie würden etwa auch Seniorenheime besuchen, „weil die Menschen da oft einsam sind“, erzählt Ahmad.
An diesem Neujahrsmorgen allerdings bekommen nicht allzu viele Menschen etwas von der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ mit, zumal nach einiger Zeit leichter Nieselregen einsetzt. Ein einsamer Passant guckt zwar neugierig, spricht die jungen Männer aber nicht an. Neugierig schauen auch die Bediensteten der Stadt Ulm, die in einem kleinen Müllfahrzeug anfahren – und nach kurzer Inspektion der Lage wieder abschwenken.
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