Den Koran entdecken
Waldshut-Tiengen – Eine Ausstellung im Klettgau-Gymnasium Tiengen bringt den Besuchern den muslimischen Glauben näher.

Die Ausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ im Klettgau-Gymnasium Tiengen. Im Eingangsbereich kann man mehrere hochwertige Koranausgaben begutachten – jede in einer anderen Sprache. Bild: Müller
Was lehrt der Islam wirklich? Wie sieht es im muslimischen Glauben mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau aus? Und welche Bedeutung hat der Begriff „Dschihad“ ursprünglich? Wer sich solche oder ähnliche Fragen bezüglich der zweitgrößten Religionsgemeinschaft der Welt schon einmal gestellt hat, der kann in der Ausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ im Klettgau-Gymnasium Antworten finden. Die Veranstaltung wird von der Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat organisiert, die in Deutschland nach eigenen Angaben etwa 35 000 Gläubige zählt.
„Unser Ziel ist es, den Islam in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und zu vermitteln“, erklärt Ansar Anwar, Imam der Gemeinschaft. Die Reformgemeinde wurde 1889 von dem in Indien lebenden Gelehrten Mirza Ghulam Ahmad begründet, wird allerdings nicht von allen islamischen Strömungen akzeptiert. Die Anhänger lehren den friedlichen Dialog mit anderen Glaubensrichtungen, müssen aber in vielen Teilen der Welt Anfeindungen erdulden.
Bereits im Eingangsbereich der Ausstellung kann man mehrere Exemplare des Koran, in viele Sprachen übersetzt, begutachten. Zu Beginn kann man sich über die Fundamente und Ursprünge des Islams informieren. Wandtafeln mit Grafiken und Korantexten führen durch die jeweils behandelten Themen. So wird zum Beispiel auf das Leben Mohammeds eingegangen, die Bedeutung der heiligen Stätten Mekka und Medina hervorgehoben, Glaubenssätze erläutert oder auch die Entstehung der Ahmadiyya-Gemeinde im 19. Jahrhundert dargelegt. Besonders wichtig ist den Anhängern, die ursprüngliche Form des Islam, wie sie durch den Koran oder die Sunna – das sind Überlieferungen aus dem Leben Mohammeds – darzulegen. Denn viele Glaubensätze seien im Laufe der Zeit fehlinterpretiert oder verändert worden, meint Ansar Anwar, der durch die Ausstellung führt. So sei es beispielsweise keinesfalls muslimisch, wenn eine Frau nicht auf eine Universität gehen dürfe oder weniger wert sei als ein Mann. Auch der Dschihad, der oftmals als „heiliger Krieg“ bezeichnet wird, sei im ursprünglichen Sinne der Kampf gegen die eigenen Schwächen und Verfehlungen. „Die wahre Aufgabe ist die Aufklärung und nicht der Kampf“, fasst Anwar die Bemühungen der Gemeinschaft zusammen. Dies stimmt auch mit dem Motto der Gemeinschaft überein: „Liebe für alle, Hass für keinen“.
Die islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat ist Veranstalter der Ausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ im Klettgau-Gymnasium Tiengen. Ihr Anliegen ist es, in der Ausstellung den Islam in seiner Gesamtheit in den Blick zu nehmen. Die Ausstellung ist noch am heutigen Freitag von 8 bis 16 Uhr geöffnet.